MENU

Ein seltenes Paar „Alpenschneehühner“

Meissen Modell von Johann J. Kaendler, 1756
Zeitnahe Ausformung
Nach rechts blickender Vogel: 21,5 cm hoch; keine Schwertermarke; Formnummer: 2408 (= Ende 1756)
Nach links blickender: 20,7 cm hoch; keine Schwertermarke; Formnummer: 2407 (= Ende 1756)

Beschreibung


Die Alpenschneehühner — in den Manufakturakten Seeschwalben genannt — gehören zu einer Gruppe einheimischer Vögel, die 1753 von August III. zur Ausstattung eines seiner Jagdschlösser bestellt worden waren (Pietsch Preziosen S. 62). Das Kaendler’sche Urmodell von 1753 war rd. 28 cm hoch mit dem ausgeprägten Schnabel einer Möwe. Kaendler hat dieses Modell drei Jahre später in etwas verkleinerter Form überarbeitet. Die neue Formnummer 2407 (nach links blickend) und 2408 (nach rechts) entspricht dem Entstehungsjahr 1756 (Rückert 1966 s. 42 und Nr. 1122 T. 276). Der Arbeitsbericht Kaendlers ist verloren gegangen.

In der Literatur schwankt die Benennung des Modells zwischen Seeschwalbe (Rückert a.a.O., Albiker I und II, Walcha Abb. 127, Pietsch a.a.O. S. 62) und Taube (Pietsch 2006 Nr. 255, 256, Slg. Biersdorfer). Im Verkaufskatalog des VEB Staatliche Porzellanmanufaktur Meissen wird das Modell als Seeschwalbe mit den genannten Formnummern 2407, 2408 geführt („Bunte Vögel“ Blatt 5; siehe auch Bergmann 2017 Bd. III S. 292).

Auf der TEFAF Maastricht 2022 besuchte uns Prof. Dr. Hans Ottomeyer, der unser Paar in Augenschein nahm. Mit der Benennung aus der Meissener Literatur war er — aufgrund seiner ornithologischen Kenntnisse — ebenso unzufrieden wie wir, woraufhin er mit der Recherche begann. Gleich tags darauf teilte er uns das Ergebnis mit: bei dem Vogelpaar handelt es sich um das „Alpenschneehuhn“, dessen Federkleid sich der jeweiligen Umgebung anpasst. Auf Wikipedia liest man u.a. (Seitenaufruf Juni 2022): „Im Winter sind sie, wie der Name Schneehuhn schon sagt, fast ganz schneeweiß … Mit der Frühjahrsmauser wird die Oberseite der Männchen gesprenkelt: Kopf und Hals, obere Brust, Rücken und Flügeldecken sowie die Seiten werden graubraun, schwarz, beige und weiß gefleckt und gebändert, was für ein optisches Verschmelzen mit der inzwischen schneefreien Umgebung sorgt. Die Weibchen sind insgesamt etwas weniger kontrastreich gefärbt. Mit der Mauser verschwinden dann die weißen Bereiche völlig von der Oberseite, nur die Handschwingen bleiben wie in allen Kleidern weiß. Die Schneehühner haben nun eine grau-gesprenkelte Gesamterscheinung.

Vergleichsstücke (Paare)

Albiker I Abb. 117 T. XXX
Albiker II Nr. 139 nur der links blickende abgebildet

Dresdener Porzellansammlung, Zwinger PE 592, 593, ebenfalls ohne Schwerter
= Slg. Klemperer, Geschenk der Familie, nicht im Katalog der Slg. Klemperer enthalten
= Bonhams 8.12.2010 Nr. 57

Slg. Biersdorfer, Pietsch Preziosen S. 62 
Sotheby’s 9.6.2015 Nr. 23, EUR 91.500,-- 

Röbbig/Neumeister 1994 S. 19, sprechen „von selten ausgeformten Modell“

Christie’s 24.2.1997 Nr. 277 
= Christie’s New York 24.11.2009 Nr. 75

Henry Ford II, Sotheby’s New York 4.5.1985 Nr. 91, montiert

Ausstellungskatalog Amira Palais 2006 Nr. 36 S. 164, 165
= Röbbig Weltkunst 6/1999 S. 1092

Literatur


Pietsch, Ulrich: Die figürliche Meißner Porzellanplastik von Gottlieb Kirchner und Johann Joachim Kaendler. Bestandskatalog Staatliche Kunstsammlungen Dresden 2006

Walcha, Otto: Meißner Porzellan. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Dresden 1973

Albiker, Carl: Die Meissener Porzellantiere im 18. Jahrhundert. Berlin 1935

Rückert, Rainer: Meissener Porzellan 1710–1810. München 1966

Bildergalerie


Ein seltenes Paar „Alpenschneehühner“
Ein seltenes Paar „Alpenschneehühner“
Ein seltenes Paar „Alpenschneehühner“
Ein seltenes Paar „Alpenschneehühner“
Ein seltenes Paar „Alpenschneehühner“
Ein seltenes Paar „Alpenschneehühner“
Ein seltenes Paar „Alpenschneehühner“v
  • Beschreibung

    Die Alpenschneehühner — in den Manufakturakten Seeschwalben genannt — gehören zu einer Gruppe einheimischer Vögel, die 1753 von August III. zur Ausstattung eines seiner Jagdschlösser bestellt worden waren (Pietsch Preziosen S. 62). Das Kaendler’sche Urmodell von 1753 war rd. 28 cm hoch mit dem ausgeprägten Schnabel einer Möwe. Kaendler hat dieses Modell drei Jahre später in etwas verkleinerter Form überarbeitet. Die neue Formnummer 2407 (nach links blickend) und 2408 (nach rechts) entspricht dem Entstehungsjahr 1756 (Rückert 1966 s. 42 und Nr. 1122 T. 276). Der Arbeitsbericht Kaendlers ist verloren gegangen.

    In der Literatur schwankt die Benennung des Modells zwischen Seeschwalbe (Rückert a.a.O., Albiker I und II, Walcha Abb. 127, Pietsch a.a.O. S. 62) und Taube (Pietsch 2006 Nr. 255, 256, Slg. Biersdorfer). Im Verkaufskatalog des VEB Staatliche Porzellanmanufaktur Meissen wird das Modell als Seeschwalbe mit den genannten Formnummern 2407, 2408 geführt („Bunte Vögel“ Blatt 5; siehe auch Bergmann 2017 Bd. III S. 292).

    Auf der TEFAF Maastricht 2022 besuchte uns Prof. Dr. Hans Ottomeyer, der unser Paar in Augenschein nahm. Mit der Benennung aus der Meissener Literatur war er — aufgrund seiner ornithologischen Kenntnisse — ebenso unzufrieden wie wir, woraufhin er mit der Recherche begann. Gleich tags darauf teilte er uns das Ergebnis mit: bei dem Vogelpaar handelt es sich um das „Alpenschneehuhn“, dessen Federkleid sich der jeweiligen Umgebung anpasst. Auf Wikipedia liest man u.a. (Seitenaufruf Juni 2022): „Im Winter sind sie, wie der Name Schneehuhn schon sagt, fast ganz schneeweiß … Mit der Frühjahrsmauser wird die Oberseite der Männchen gesprenkelt: Kopf und Hals, obere Brust, Rücken und Flügeldecken sowie die Seiten werden graubraun, schwarz, beige und weiß gefleckt und gebändert, was für ein optisches Verschmelzen mit der inzwischen schneefreien Umgebung sorgt. Die Weibchen sind insgesamt etwas weniger kontrastreich gefärbt. Mit der Mauser verschwinden dann die weißen Bereiche völlig von der Oberseite, nur die Handschwingen bleiben wie in allen Kleidern weiß. Die Schneehühner haben nun eine grau-gesprenkelte Gesamterscheinung.

    Vergleichsstücke (Paare)

    Albiker I Abb. 117 T. XXX
    Albiker II Nr. 139 nur der links blickende abgebildet

    Dresdener Porzellansammlung, Zwinger PE 592, 593, ebenfalls ohne Schwerter
    = Slg. Klemperer, Geschenk der Familie, nicht im Katalog der Slg. Klemperer enthalten
    = Bonhams 8.12.2010 Nr. 57

    Slg. Biersdorfer, Pietsch Preziosen S. 62 
    Sotheby’s 9.6.2015 Nr. 23, EUR 91.500,-- 

    Röbbig/Neumeister 1994 S. 19, sprechen „von selten ausgeformten Modell“

    Christie’s 24.2.1997 Nr. 277 
    = Christie’s New York 24.11.2009 Nr. 75

    Henry Ford II, Sotheby’s New York 4.5.1985 Nr. 91, montiert

    Ausstellungskatalog Amira Palais 2006 Nr. 36 S. 164, 165
    = Röbbig Weltkunst 6/1999 S. 1092

  • Literatur

    Pietsch, Ulrich: Die figürliche Meißner Porzellanplastik von Gottlieb Kirchner und Johann Joachim Kaendler. Bestandskatalog Staatliche Kunstsammlungen Dresden 2006

    Walcha, Otto: Meißner Porzellan. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Dresden 1973

    Albiker, Carl: Die Meissener Porzellantiere im 18. Jahrhundert. Berlin 1935

    Rückert, Rainer: Meissener Porzellan 1710–1810. München 1966

  • Bildergalerie
  • Preisanfrage